Bernadette Spieler

Professorin für Informatische Bildung am Zentrum Medienbildung und Informatik | PH Zürich

Interview

Interessiere dich für unterschiedliche Fächer und vertiefe die Themen, die dich faszinieren. Es fühlt sich nicht richtig an? Dann lass es sein! «If you can’t put your heart in it, then get yourself out of it.»

  • Wieso brennst Du für IT?

Ich liebe es, stetig neue Kompetenzen zu erlernen! Die Vielfalt in der Informatik ist also perfekt für mich geschaffen. Der Bereich Informatik bietet grossartige Aha-Erlebnisse! Es motiviert mich umso mehr, wenn ich diese Erlebnisse an Kinder und Jugendliche weitergeben kann. Die Informatik ist unglaublich kreativ Zum einen gilt es viele verschiedene Probleme zu lösen und gleichzeitig kann auch etwas Neues erschaffen werden. Ich möchte ein Verständnis für die Hintergründe weitergeben und Kindern und Jugendlichen zeigen, dass die Funktionsweise der Informatik keine Blackbox sein muss. So sind sie für ihre Zukunft vorbereitet und können diese mitgestalten.

  • Wer bist Du?

Ich bin Professorin für Informatische Bildung am Zentrum Medienbildung und Informatik der PH Zürich und befasse mich in meiner Tätigkeit hauptsächlich mit der Forschung in den Bereichen Programmierung, Game Design und Informatik-Didaktik. Ich setze mich in diesen Bereichen stark für die Weiter- und Ausbildung von Lehrpersonen ein. Einen hohen Stellenwert hat ebenfalls die Unterstützung von Mädchen in der Informatik.

  • Wie beeinflusst die Informatik die allgemeine Didaktik?

Informatik-Kompetenzen sind ebenso wichtig wie Rechnen, Lesen und Schreiben. Sie gehören jetzt schon, und in Zukunft noch mehr, zum Allgemeinwissen. Es ist wichtig, zu verstehen, dass Informatik sich mit fundamentalen Ideen auseinandersetzt, zum Beispiel mit Algorithmen oder Datenstrukturen. Grundsätzlich geht es auch darum, eine «informatische Denkweise» zu fördern und den Schüler:innen diese als überfachliche Kompetenzen mitzugeben.

  • Welche zukünftigen Lehrmöglichkeiten bietet die Informatik?

Die überfachliche Integration von Informatik bietet die Chance auf mehr individualisierten Unterricht. Die Ideen und Projekte der Schüler:innen stehen im Zentrum, und die Lehrpersonen rücken in den Hintergrund. So soll das projektbasierte Lernen gefördert und individuelle Lehrwege geschaffen werden, die Kinder und Jugendliche für das Mitgestalten unserer Zukunft bereitmachen.

  • Welches ist das grösste Vorurteil, mit dem Informatik zu kämpfen hat?

Von der Öffentlichkeit wird es noch stark als Männerdomäne angesehen, in der nur analytisch und logisch denkende Persönlichkeiten Fuss fassen können. Die Branche ist noch mit dem «Nerd-Image» behaftet. Auch ich habe lange ganz allein im dunklen Untergeschoss programmiert, doch irgendwann wollte ich dies nicht mehr. Ich bin und war überzeugt, dass es auch anders geht, und es geht tatsächlich anders.

Deshalb engagiere ich mich auch in diesem Bereich. Informatik soll nicht nur für Mädchen an Attraktivität gewinnen, sondern auch für Kinder und Jugendliche, die andere Lernmethoden benötigen. Ich wollte schon immer genau verstehen, wie die Dinge funktionieren, doch wie mir Informatik-Konzepte und das Programmieren erklärt wurden, passte mir nicht. Ich musste immer alles aufzeichnen und mit Beispielen hinterlegen, damit es Sinn ergibt. Durch neue Lehr- und Lernkonzepte soll Informatik für alle zugänglich gemacht werden.

  • Was würdest Du Deinem 14-jährigen Ich bezüglich Berufswahl mit auf den Weg geben?

Wir verbringen zu viel Zeit damit, uns zu zwingen, irgendwo reinzupassen oder das zu machen, was uns jemand vorschreibt. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Interessiere dich für unterschiedliche Fächer und vertiefe die Themen, die dich faszinieren. Es fühlt sich nicht richtig an? Dann lass es sein! «If you can’t put your heart in it, then get yourself out of it.»

  • Kann Informatik die Welt verändern?

Die Welt wird sich ganz klar drastisch verändern. Es ist jedoch wichtig, den menschlichen Aspekt nicht zu vergessen, und wichtige Entscheidungen sollen auch in Zukunft nicht durch Algorithmen gefällt werden, kann aber bei der Entscheidungsfindung unterstützen! Eine wichtige Frage, die gestellt und erarbeitet werden muss: Wie bereiten wir unsere Kinder optimal auf diese Zukunft vor?

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Interview und Redaktion: Zoé Jeanneret, IT-Feuer

 

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